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11. Juli 2024

Die Deichmann-Erfolgsstory: Vom kleinen Schuhmacher zum europäischen Marktführer

Der 1888 geborene Heinrich Deichmann eröffnete 1913 im Alter von 25 Jahren in der heutigen Johannes-Brokamp-Straße in Borbeck, das zwei Jahre später zur Stadt Essen eingemeindet wurde, einen Schuhmacherladen unter dem Namen Schuhreparatur Elektra. Zunächst zählten überwiegend Bergleute des damals aufstrebenden Ruhrgebietes zu seinen Kunden, die, weil zu den unteren Einkommen zählend, preiswerte Schuhreparaturen benötigten. Nach dem Ersten Weltkrieg stellte Deichmann mit seinen Schuhmachern die ersten eigenen robusten Schuhe her. Bald darauf kaufte Heinrich Deichmann günstige Neuware aus Schuhfabriken, um sie seinen Kunden weiter zu veräußern. 1936 eröffnete er am Borbecker Markt das erste große Schuhgeschäft. Nach seinem Tod 1940 übernahm seine Frau Julie die Geschäftsführung.

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Nach dem Zweiten Weltkrieg improvisierte Deichmann, indem 50.000 Paar Schuhe aus Pappelholz und Fallschirmgurten hergestellt wurden. Außerdem wurde eine Tauschbörse für gebrauchte Schuhe aufgezogen, die schnell 5.000 Kunden in der Kartei hatte. Früh schon half ihr Sohn Heinz-Horst Deichmann im Unternehmen, so dass er Ende der 1940er Jahre das erste Geschäft außerhalb Essens, an der Ackerstraße in Düsseldorf, eröffnete. Er studierte Theologie, promovierte als Mediziner und führte nebenbei zusammen mit seiner Mutter das kleine Familienunternehmen weiter. 1956 gab er den Beruf als Arzt auf und übernahm vollständig die Leitung des Schuhhandels, wobei er seine vier älteren Schwestern auszahlte.

1963 zählte man 16 Geschäfte an Rhein und Ruhr. Unter der Leitung von Heinz-Horst Deichmann entwickelte sich das Unternehmen zum Marktführer im deutschen und europäischen Schuheinzelhandel. Als Erster führte Deichmann die sog. Vorwahlständer und später das Rack-Room-Konzept in Deutschland ein, bei dem die Schuhe in Kartons und direkt zum Anprobieren präsentiert werden.

Internationale Expansion und Übernahmen

1973 erfolgte in der Schweiz die Übernahme der Schuhkette Dosenbach, der 1992 die Schuh- und Sportkette Ochsner folgte. Die beiden Ketten wurden zur Dosenbach-Ochsner zusammengelegt. Ihre Namen werden noch heute in der Schweiz für die dortigen Filialen verwendet. Im Jahr 1984 folgte der Schritt in die USA, 1985 in die Niederlande (vanHaren), 1992 nach Österreich und 1997 nach Polen. 1999 übernahm Heinz-Horst Deichmanns Sohn Heinrich Otto den Vorsitz der Geschäftsführung; seine Schwestern arbeiten nicht im Unternehmen. 2001 wurden Filialen in Ungarn und Großbritannien eröffnet. 2003 folgten Dänemark und Tschechien, 2004 die Slowakei, 2006 Slowenien und die Türkei, 2007 Rumänien und 2009 Bulgarien. 2006 wurde die tausendste Filiale Deutschlands eröffnet. Zum 1. Januar 2010 wurde die Rechtsform in eine Europäische Gesellschaft geändert. 2017 hat Deichmann erste Geschäfte in Frankreich und Belgien eröffnet. Weltweit waren 2022 in der gesamten Unternehmensgruppe 4.565 Filialen vorhanden.

In den USA tätigte die Deichmann SE 2018 die größte Akquisition ihrer Unternehmensgeschichte durch den Zukauf der Kette KicksUSA mit über 60 Filialen im Bereich Streetwear und Sportschuhe. 2019 eröffnete Deichmann erste Filialen in Estland, Lettland und Dubai. 

Im Jahr 2000 startete Deichmann als erstes Unternehmen einen Onlineshop für Schuhe. Stand 2019 betreibt das Unternehmen international 41 Onlineshops und baut sein Omnichannel-Konzept  aus. Im August 2020 wurde die Übernahme von 43 belgischen Brantano-Filialen durch Deichmanns niederländische Tochtergesellschaft vanHaren bekannt. Diese Deichmann-Tochtergesellschaft betrieb zuvor 143 Geschäfte auf dem niederländischen Markt. Anfang Juni 2022 wurde bekannt, dass die 37 russischen Deichmann-Filialen, bei denen ungefähr 260 Mitarbeiter beschäftigt waren, an ein Mitglied des Managements vor Ort verkauft wurden.

Positionierung auf dem Markt

Im Geschäftsjahr 2023 verkaufte die Deichmann-Gruppe weltweit rund 184 Millionen Paar Schuhe, etwa 32 % davon in Deutschland. Zum 31. Dezember 2023 beschäftigte der Konzern knapp 50.000 Mitarbeiter in 34 Ländern. Deichmann gilt als Marktführer im europäischen Schuhhandel. Im Geschäftsjahr 2022 soll der Jahresumsatz rund 8,1 Milliarden Euro betragen haben. Deichmanns Tochtergesellschaften sind unter anderem MyShoes, Dosenbach, Ochsner Sport, Ochsner Shoes, vanHaren und Rack Rooms Shoes.

Deichmann produziert seine Schuhe nicht selbst, sondern kauft in rund 40 Ländern ein. Haupteinkaufsmarkt ist Asien.

Im Mai 2005 kaufte Deichmann die Traditionsmarken Gallus und Elefanten-Schuh. Gallus, eine vom Mönchengladbacher Schuster Heinrich Vogels im Jahr 1880 gegründete Schuhfabrik, hatte bis 1997 ihren Sitz in Dülken. Der Name Gallus geht zurück auf die Göttinger Fabrikantenfamilie Hahn (latein. Gallus), von der Heinrichs Vogels die Rechte an der Marke in den 1930er Jahren erwarb. Elefanten-Schuh (Kleve) war Ende 2004 vom englischen Schuhhersteller Clarks geschlossen worden, nachdem man keinen geeigneten Investor gefunden hatte. Seither werden Schuhe, die Deichmann von Zulieferern bezieht, unter den Markennamen Elefanten und Gallus verkauft. Eine eigene Produktion unterhält Deichmann nicht. Neben eigenen Marken hat Deichmann auch zahlreiche Fremdmarken im Angebot, darunter bekannte Sportmarken.

Im Oktober 2023 gab das Deichmann-Unternehmen bekannt, dass die 2016 von der Tochtergesellschaft Snypes gegründete Mode- und Schuhkette Onygo eingestellt wird und sämtliche bundesweit bestehenden 28 Filialen mit rund 280 Mitarbeitern bis Ende August 2024 geschlossen werden sollen

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