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15. Juni 2023

Horrorszenen: San Francisco im Lifestyle-Sinkflug

SOZIALES ELEND ZERSTÖRT HANDEL, HOTELLERIE UND GASTRONOMIE – INNENSTADT ERINNERT DERZEIT AN DIE DRITTE WELT
San Francisco Downtown: Szenen, die an die Dritte Welt erinnern. Foto: SWR

Wenn wir in Deutschland oft auch denken mögen, dass es hierzulande sehr viel besser laufen könnte, dann sollte man auch mal den Blick ins Ausland richten. Zum Beispiel in die ja oftmals uns als Vorbild dargestellte USA. Die kalifornische Metropole San Francisco steht vor unfassbaren Herausforderungen – und das ist eher noch untertrieben. Man könnte besser sagen, sie befindet sich im schnellen Sinkflug.  Erschütternd geradezu, was sich dort seit einiger Zeit abspielt. Der Höhepunkt des Tech-Booms scheint vorbei. Stattdessen besiedeln Tausende von Obdachlosen eine Vielzahl an Straßen. Drogentote gibt es hier mehr als Corona-Opfer und Diebstahl scheint die absolute Normalität zu sein. Einkaufsdestinationen, Gastronomiebetriebe und Hotels haben erdrutschartige Verluste hinnehmen müssen. Die Immobilien sind teilweise nur noch ein Fünftel so wertvoll wie vor gut drei Jahren.

 

 „Unsere Straßen sind voll mit Nadeln und menschlichem Kot, sie stinken nach Urin. Die Stadt verwechselt Barmherzigkeit mit Selbstgefälligkeit“, klagte unlängst ein Pfarrer. Die öffentliche Sicherheit mit den schon genannten Problemen und zudem die exorbitanten Wohnpreise setzen den Bewohnern von San Francisco zu – und stellen ihr Selbstverständnis in Frage. Denn die sehr betuchte Metropole ist einer der politisch progressivsten Teile der USA. Doch zunehmend fehlen funktionierende Antworten auf Preisniveau und Elend.

Top-Immobilien nur noch ein Fünftel wert

Das Schlimmste steht für die Innenstadt von „Frisco“ aber noch bevor, wie aktuell das Handelsblatt berichtet. Derzeit sollen Gebote für einen bekannten Bürokomplex im Herzen des Finanzdistrikts eingeholt werden. Noch 2019 hatte das 22 stöckige Gebäude mit der schillernden Adresse „250 California Street“ 300 Millionen Dollar gekostet. Nun schätzen Experten laut Wall Street Journal nur noch mit Kaufangeboten von rund 60 Millionen auch der Hotelmarkt erlebt die schwerste Krise seit 15 Jahren. Die Umsätze pro Zimmer liegen noch immer knapp ein Viertel unter den Zahlen vor der Pandemie.

Großes Shopping Center steht halb leer

Die Gewerbeimmobilien im einst heißesten Markt der USA sind massiv abgekühlt. Das gilt auch für die bekannte Einkaufsmall Westfield. Sie verliert mit der Warenhauskette Nordstrom ihren wichtigsten Mieter. Das wird den Komplex nahezu halb verwaist zurücklassen. Es sei das Ergebnis „der sich ständig verschlechternden Situation in Downtown“, wie Westfield offziell mitteilte. Die Nobelrestaurants unter der großen Glaskuppel haben schon längst dichtgemacht. Vor allem abends kämen angesichts von Junkies und verdreckten Wegen keine Kunden mehr zu einem feinen Essen vorbei. Der Handel mit der tödlichen Superdroge Fentanyl findet in Downtown am helllichten Tag statt und weitet sich mittlerweile auf Stadtteile wie South of Market aus.

Einige Läden schließen schon am Nachmittag

Das Handelsblatt schreibt weiter: „Einige Drogeriemärkte schließen schon am Nachmittag. Die  bewaffneten Wachleute eines Bekleidungsdiscounters lassen nur noch zehn Personen auf einmal in den Laden. Der Grund sind Plünderungen, die spätestens mit Einbruch der Dunkelheit beginnen.

Sucht man die Waren, die in Müllsäcken und Koffern aus Läden wie CVS, Macy's, Nordstrom oder Walgreens herausgeschleppt werden, nimmt man die Schnellbahnen Bart und steigt im Mission District aus. Hier war einmal ein angesagter Szenewohnort für Yuppies und Top Verdiener mit Bars, Restaurants ,Theatern und Burlesque-Shows . Heute ist der Stadtteil eine angehende Obdachlosen- und Drogenhochburg.

Ständige Mieterhöhungen Grund für Obdachlosigkeit

Ständig steigende Mieten in der Region und die Pandemie haben in den vergangenen Jahren dazu geführt, dass zehntausende Menschen ihre Wohnung verloren haben, berichtete vor einigen Monaten auch „DIE WELT“. In der Folge nehmen dadurch Diebstähle zu. Selbst Zahnpaste muss in den Drogerien hinter Glas verschlossen werden.

Im Zentrum müssen Passanten über Menschen ohne Wohnsitz steigen, um von einer Straßenseite auf die andere zu gelangen. Aktuell leben rund 38.000  Menschen in San Francisco und der als Bay Area bezeichneten Umgebung auf der Straße. Zudem sind die Behörden angesichts des stetig wachsenden Drogenhandels mit dem synthetischen Opioid Fentanyl derart überfordert, dass der Gouverneur jüngst sogar die Nationalgarde in die Stadt schickte.

 

Ein renommierter Fernsehjournalist sagte dazu: „Die Kombination aus Obdachlosigkeit, psychisch Kranken und Fentanyl macht es schlimmer als in der Dritten Welt. Denn es spielt sich im Schatten der Reichen und Mächtigen ab. Es wird nicht nur toleriert. Bis vor kurzem wurde es fast ignoriert.“

Hilfe und Lichtblick aus Europa durch SAP  

Hilfe kommt von unerwarteter Seite. Europas größter Software Konzern SAP setzt jetzt auf San Francisco. Kürzlich eröffnete der DAX-Konzern in der Nähe des Salesforce Tower im Stadtteil South of Market ein neues Büro -  dabei steht auch dieses Viertel auf der Kippe, in einen Drogenschwerpunkt abzudriften. Doch SAP zeigt sich betont optimistisch. Das Ökosystem für Start-ups und Unternehmen sei großartig. Deshalb seien sie hier. Die neue Repräsentanz bietet Platz für 500 Mitarbeiter.

Ein Lichtblick, mehr aber auch nicht.

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